Tunesien 2006

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Reisebericht Tunesien 2006 Yves und Matthias
Text: Yves und Matthias, Fotos: Yves

Nach unseren letztjährigen Erfahrungen und Erlebnissen war uns eines klar:
Ostern 2006 werden wir wieder in Tunesien verbringen!

Mit dem Buchen der Fähre hatten wir uns diesmal etwas mehr Zeit gelassen, da wir im Vorjahr mit einem nur zu Hälfte besetzten Schiff der italienischen Grimaldi-Linie gefahren waren. Dieses Jahr wollten wir aber die etwas schnellere und wohl auch komfortablere tunesische CTN-Linie ausprobieren. Und siehe da, diese war Ende Januar schon fast ausgebucht. So haben wir gerade noch eine Doppelkabine ergattert, bei Vierer-Belegung wird es dann doch schon unkomfortabel eng.

Also starteten wir am Freitag vor Ostern Richtung Sterzing in Südtirol. Wie im Vorjahr übernachteten wir in der Wohnung eines Bekannten, der es sich dieses Jahr aber nicht nehmen ließ, uns noch in seine Lieblings-Pizzeria zu führen. An dieser und besonders am dort ausgeschenkten Rotwein fanden wir so viel Gefallen, das wir am nächsten Tag verschliefen und dann die ganze Strecke zur Fähre ohne Rauchpause durchfahren mußten, um das Boarding nicht zu verpassen.

Während wir im Fährhafen auf die Auffahrt und die üblichen Grenzformalitäten warteten, stellte Matthias lapidar fest, das er das komische Gefühl habe, etwas vergessen zu haben. Aber da das jedem von uns wohl schonmal so gegangen ist, wischen wir die Gedanken beiseite, er wird im entsprechenden Moment schon merken, was es ist (der Moment ließ auch nicht lange auf sich warten, wenige Stunden später in der Fähre war klar, was fehlte).
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Weiter vorn in der Warteschlange erspähen wir zwei weitere HU-Gespanne. Wir mogelten uns zwanzig Autos weiter vor und kommen sehr schnell mit Tobi und Frank und deren Kindern ins Gespräch. Sie machen einen lustigen und unkomplizierten Eindruck und so freuen wir uns auf die Überfahrt.
Diese verlief vollkommen ohne Probleme und wir stellten allerorts fest, das uns die Carthage als Fähre deutlich mehr zusagte als im Vorjahr das Schiff der Grimaldi-Linie. Es war einfach mehr los, die Gastronomie funktionierte nicht nur zu den vorgegebenen Öffnungszeiten und vor allem konnte man die Einreiseformalitäten für Tunesien schon an Bord abwickeln. Dadurch waren wir in Tunis innerhalb von 20 Minuten aus dem Hafengeläde raus.
Jetzt nur noch schnell Geld am EC-Automaten geholt und mit der Hafenfähre La Bac die Stadt in östlicher Richtung auf dem schnellsten Weg verlassen. Wir fuhren zu dem aus dem letzten Jahr bekannten Campingplatz in Hammam Lif. Die von uns gewünschte Hütte (einfache Betonhütte mit 2 Matratzen am Boden, über die man aber lieber noch eine Zeltplane wirft) ist mit ca. 10 EUR pro Person unverschämt teuer, hatten wir doch im Vorjahr nur 4 EUR bezahlt. Aber was soll´s, wir haben Urlaub und wollen diesen einfach nur genießen.
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Der nächste Tag wartet mit knapp 500 km Landstraße auf uns und so starten wir Montag vormittag Richtung Süden. Das Tagesziel für heute sollte Tozeur sein, ein nettes Städtchen mit Campingplatz am Nordufer des Chott El Jerid. Kurz hinter Hammam Lif fahren wir für einige Kilometer auf die Autobahn bis Enfida. Dafür das wir somit den Tunis-nahen Landstraßenverkehr umgehen, zahlen wir gerne einen Tunesischen Dinar Maut (ca. 0,70 EUR) und fahren dann über Kairouan, Sbeitla, Kasserine, Feriana nach Magel Ben Abbes. Unsere Karte verrät uns eine schöne Nebenstraße über Moulares Richtung Metlaoui und von dort weiter nach Touzeur ins Camp "Les Beaux Reves".
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Hier wollen wir zweimal übernachten und eine Tagestour ohne großes Gepäck fahren.
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Am nächsten Tag gehen wir die bekannte Rommelpiste von südlicher Richtung an (fahren also von unten hoch ins Gebirge) probieren dann ab Redeyef eine für uns neue Route entlang der Bahnlinie Richtung Seldia-Schlucht. Die Schlucht verfehlen wir wohl irgendwie, aber die Piste ist abwechslungsreich mit Sand, Schotter und einer Wasserdurchfahrt (zumindest hoffen wir noch heute, das es Wasser war). Es ist ein entspannter Fahrtag und oft wird angehalten um die Kamera mit weiteren Schnappschüssen zu füttern.
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Zurück von dieser Runde in Touzeur stellen wir fest, das der Tag noch ein paar Stunden Tageslicht haben wird. Also überlegen wir nicht lange, tanken die Maschinen nochmal voll und fahren los Richtung Nefta um die berühmten Filmkulissen von "Star Wars" aufzusuchen. Die Dünen dort sollen gute Möglichkeiten geben, sich wieder etwas mehr mit dem Sand vertraut zu machen. Unsere GPS-Geräte sind mit den nötigsten Punkten dieser Tour gefüttert. Die dahin führende Piste erweist sich als Wellblechpiste der übelsten Art, die Jeeps der täglichen Safaris dorthin haben ihre Spuren hinerlassen.
So läßt der erste, für uns äußerst tragische Zwischenfall auch nicht lange auf sich warten: Durch ein ständiges Geklapper in seiner Gespannsitzkiste genervt, hält Matthias an und stellt zu unserer beider Entsetzen fest, daß sich der Verschluß einer der zwei mitgeführten Bourbon-Flaschen geöffnet hat. Die Hälfte des Inhaltes schwimmt nun als muntere Pfütze in der Kiste rum, der Anblick dieses Verlustes treibt uns das pure Entsetzen ins Gesicht. In einem arabischen Land stellt eine Flasche Beam schon einen gewissen Reichtum dar, zumal wir uns jeden Abend einen kleinen Schluck gönnen oder mit Cola eine leckere Mischung zaubern. Nun ja, es hätte uns ja auch noch schlimmer treffen können. Die Schraubverschlüsse mit Klebeband gesichert, ging es dann weiter.
Wir erreichen die Star-Wars-Kulissen und sind doch erstaunt, wie klein die Anlage eigentlich ist. In den Filmen und unseren Köpfen sah das alles viel größer aus. Also machen wir die typischen Tourifotos und suchen dann die Richtung für den Heimweg. Aufgrund der GPS-Daten auch hier kein Problem, nur das Wellblech macht wieder einmal arg zu schaffen.
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Irgendwann verlassen Yves dann auch die Kräfte. In Kombination mit einer kleinen Sandverspurung führt dies dann auch zu einem filmreifen Abflug. Ganz zur Erheiterung einer Quadgruppe die neben der Hauptpiste gemütlich Ihres Weges fährt, dann aber sofort freundlich zu Hilfe eilt. Die BMW 1150 GS wehrt sich doch jedes Mal immens, wenn sie aus liegender Position wieder aufgerichtet werden soll.

Der nächste Tag führt uns über den Chott El-Jerid nach Douz. Wir überqueren diesen ausgetrockneten Salzsee auf der westlichen Route (direkt hinter Nefta links). Diese Route war im letzten Jahr der kleinen Pannenserie zum Opfer gefallen und mußte unbedingt nachgeholt werden. Die Landschaft hat hier etwas vom Mond oder vielleicht doch eher etwas von Endzeitstimmung wie im Film "Mad Max". Die Oberfläche des See´s ist topfeben und mit etwas Übermut könnten wir hier glatt die Höchstgeschwindigkeiten der Maschinen messen. Aber wir geniessen lieber die "Aussicht" ins Nichts. So schauen wir ständig nach links und rechts und sehen stellenweise in alle Richtungen nur Horizont. Später wird die Piste dann steiniger, bevor wir die Straße südlich vom Chott erreichen. Und man möchte es kaum glauben, an diesem Tag fahren wir doch tatsächlich auch zehn Minuten im Regen.
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Spät am Nachmittag erreichen wir den Campingplatz in Douz und treffen Tobi und Frank nebst Kindern wieder. Ein freudiges `Hallo` und der erste Erfahrungsaustausch des bisher Erlebten beginnt.
Auch lernen wir hier Gustl und Christine kennen. Ein sehr nettes Paar aus dem Allgäu.
Der Campingplatz in Douz gehört eben auch zu einem der Punkte, an denen man sich immer wieder trifft. Die einen mit mehr, die anderen mit weniger Afrika-Erfahrung. Aber für jeden ist es ein schönes Erlebnis.
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Der nächste Tag steht ganz im Zeichen der Sandrosen. Wir haben GPS-Daten für eine große Fundstelle dieser skurilen Sandgebilde. Die Tour dorthin ohne Gepäck soll uns quasi wieder als Übung für die bevorstehende Dünenroute nach Ksar Ghilane dienen.
Also fahren wir die paar Kilometer Landstraße bis El Faouar und biegen dann ab, mitten in die Wüste, mitten in den Sand. Hier gibt es nur noch diesen mehlartigen Untergrund.
Zeit für Yves, seine Fahrkünste weiter zu trainieren. Und siehe da, mit sehr wenig Luftdruck (vorne und hinten ca. 0,9 Bar) und einer beherzten Gashand geht es auf einmal richtig gut. Was für ein geiles Gefühl so durch den Sand zu pflügen!
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Jetzt nur nicht übermütig werden und immer schön bei der Sache bleiben!
Aber als wir die Sandrosenstelle nach ca 30 km erreichen, sind wir mal wieder hin und weg. Die Dinger liegen da wirklich einfach so rum! Man muß sich nur bücken und die Blumen pflücken.
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Ein paar kleinere werden als Andenken ins Gepäck verfrachtet (als Staubfänger für zu Hause) und wir machen uns wieder auf den Heimweg. Die Rückfahrt geht wie immer schneller und problemloser als die Hinfahrt.
Diesen erfolgreichen Tag lassen wir abends bei einigen (einheimischen) Bieren und der ein oder anderen Whisky-Cola in lustiger Runde ausklingen.
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Der Karfreitag sollte uns planmäßig auf unsere diesjährige "Königsetappe" führen. Wir wollen von Douz die (leichte) Dünenroute in die Oase Ghilane fahren.
Diverseste Recherchen im Internet und viele Gespräche mit anderen Reisenden hatten alle Möglichkeiten und Unmöglichkeiten zu Tage gebracht. Die Aussagen reichten von "kein Problem" bis hin zu "das schafft ihr mit euren Maschinen nie !".
Wir wollten uns jedoch selbst ein Bild von der ganzen Sache machen und schauen wie weit wir kommen.
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Gustl und Christine hatten sich für die Tour über die Pipelinepiste entschieden. In Anbetracht dessen, das sie zu zweit mit viel Gepäck auf einem Motorrad reisten, wohl die richtige Entscheidung.
Tobi und Frank mit Ihren Kindern und Gespannen hatten sich uns angeschlossen. Eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellte. So nahmen wir die Tour also in Angriff. Schon auf den ersten Metern bis zum Cafe Sahara, zeigte sich jedoch deutlich der Unterschied zwischen einer beladenen und einer unbeladenen Maschine. Noch am Vortag relativ sportlich und problemlos unterwegs, ging es für Yves jetzt schon an den starken Versandungen der Piste deutlich schlechter voran. Schon nach wenigen Kilometern rückte somit das Ziel in undendliche Entfernung. Am Cafe "Sahara" luden wir dann Yves´ Wasservorrat (immerhin zwölf Liter) und eine große Gepäckrolle auf den Beiwagen von Matthias´ Gespann. Und siehe da, um 25 Kilo erleichtert ging es gleich wieder viel besser.
Allerdings verloren wir aufgrund eines kleinen Navigationsfehlers viel Zeit.
Außerdem bedarf es schon dreier starker Männer, um ein eingesandetes Gespann wieder in die Spur zu bringen.
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Der Abend brach schneller herein als gedacht. So entschieden wir uns, obwohl nur noch acht Kilometer von der Oase entfernt, die Nacht im Freien zu verbringen. Aber warum auch nicht! Wir hatten reichlich Wasser und sonstige Verpflegung dabei. Und so machten wir uns zu acht einen schönen Abend mit Lagerfeuer und Tütennudeln, mitten in der Wüste.
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Die Fahrt am Ostersamstag zur Oase Ghilane war dann nur noch eine Formalität. Die Piste führt vorbei an dem gleichnamigen Ksar (ehemalige römische Festungsanlage), welches immer einen Besuch wert ist.
Von irgendwem erfuhren wir, das die Optic2000-Rallye Station an der Oase macht.
Na das war doch was für uns! Dieses Spektakel konnten wir uns selbstverständlich nicht entgehen lassen. Vielleicht könnten wir einen Blick auf die ganzen Größen des Rallyesports werfen?
Den Abend des Ostersamstages verbrachten wir wieder in geselliger Runde.
Die ganzen Urlaubsbekanntschaften hatten es, jeder auf seine Weise, auch bis in die Oase geschafft. So gab es viel zu erzählen und neue Erfahrungen auszutauschen.
Ostersonntag fuhren wir zum Zieleinlauf der Tagesetappe der Optic2000.
Und da waren sie, all die Peterhansels, Schlessers, Kleinschmidts, Esteves, de Villiers´ und wie sie sonst noch alle so heißen.
Interessant und beeindruckend, wie hochtechnisch diese Rallyefahrzeuge doch sind und auch die Abmessungen sind riesig, einfach nur geil...
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Nach einem Bummel durch das Fahrerlager gingen wir abends noch ins Partyzelt. Live-Music spielte und bei ein paar Bier inmitten der Leute vom Rallye-Troß fühlten wir uns so richtig pudelwohl. Endlich mal wieder Party und Musik und feiern...

Ostermontag verließen wir zusammen mit Marc die Oase auf einer sehr schönen Schotterpiste in Richtung Chenini und weiter Richtung Tataouine.
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Unterwegs zeigte uns Marc wie viele Skorpione es in dieser Landschaft gibt und wie leicht man diese findet und mit etwas lebensverneinender Einstellung auch einfangen kann.
Das war nichts für uns und wir beschränkten uns aufs Zuschauen und Fotografieren.
Das reichte schon für eine Gänsehaut!
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Die nächste Nacht verbrachten wir in Matmata. Wir hatten keine Lust schon wieder das Zelt aufzubauen und so verbrachten wir diese im Höhlenhotel Sidi Driss. Star-Wars-Fans müßten auch hier aufhorchen, denn in diesen Katakomben wurde ein Teil der Innenaufnahmen gedreht. Die Anlage ist sehr weitläufig und man braucht schon einen kurzen Moment, um die Orientierung zu behalten.
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Nach einer feucht-fröhlichen Nacht mit der letzten Whisky-Flasche auf den Motorrädern vor dem Hotel, Matthias hatte Geburtstag, fuhren wir am nächsten Tag wieder Richtung Norden nach Nabeul. Hier wollten wir noch den letzten Urlaubstag am Strand abhängen, um uns dann leider wieder auf die Fähre begeben zu müssen.
So war dieser sehr ereignisreiche und wunderschöne Urlaub mal wieder viel zu schnell vorbei. Zu Bemerken wäre, das es diese Jahr ohne einen einzigen Pannenstop oder auch nur dem kleinsten technischen Problem abgelaufen ist. Außer draufsetzen, starten und Gas geben, hatten unsere Maschinen keine weitere Zuwendung erbettelt, toi, toi, toi.

Da es in Tunesien jedoch noch so viel zu sehen und zu entdecken gibt und noch lange nicht alle Pisten erkundet und befahren wurden, werden wir wohl im nächsten Jahr wiederkommen - und zwar wieder zu Ostern!

Ach ja, was hatte Matthias denn nun vergessen?
Er stellte auf der Fähre während der Hinfahrt fest, daß er all seine Unterhosen vergessen hatte!
Yves hat ihm dann drei von seinen geliehen, und so mußten beide öfter mal waschen...